Rothaarsteig – Tag 7

7. Etappe: von Offdilln nach Dillenburg (25 km)

Heute gilt es zuerst einmal wieder auf den Rothaarsteig zurück zu gelangen. Für das nächste Mal würde ich auf jeden Fall einen anderen, näher am Hauptweg gelegenen Ort für die Übernachtung wählen.
Auf einem Zubringerweg, der direkt hinter dem Mühlenhof in den Wald führt, gelangen wir nach Dillbrecht.

Dort überqueren wir die Hauptstraße und steigen wieder in den Wald ein, bis wir an der Lucaseiche den Hauptweg erreichen.

Vorbei an Forellenteichen gelangen wir an ein Forsthaus, wo das folgende Gedicht angeschlagen ist:

Die Kirche der Natur

Es ist der Wald wie eine Kirche
drum geh‘ mit Andacht Du hinein
dort singen Vöglein fromme Lieder
mit deinem Gott bist Du allein.

Dort find’st Du Dome, weite Hallen
doch auch Kapellen, groß und klein,
dort laden moosbedeckte Bänke
zu stiller Andacht freundlich ein.

Dort schau Dich um, ringsum im Kreise
wo stolz die Waldesriesen stehn,
Du wirst die Allmacht Deines Gottes
an jedem Baum und Strauche sehn.

Du wirst versteh’n der Bäume lispeln,
der Vöglein Stimmen ringsumher,
Es liegt im Wald ein tiefer Zauber,
es stärkt das Herz, wenn es Dir schwer.

Drum, wenn ein Leid Du willst vergessen,
ja selbst erflehen eine Gnad,
geh‘ nur hinein in Waldesmitten,
Du findest stets den rechten Pfad.

Es stehn die Tore allzeit offen,
zu diesem Dom im duft’gen Hain
kannst weinen, beten dort und hoffen
und auch vergessen – tritt nur ein.

Wir laufen hinunter nach Rodenbach, durchqueren den Ort und steigen auf der anderen Seite des Dilltals steil wieder  auf, bis zu einer Grillhütte samt Schaukel. Ab und an öffnen sich am Rande des Wegs, der nun am Waldrand und durch Felder führt, schöne Blicke ins Tal.
Bei Manderbach holt uns der Regen ein, doch glücklicherweise finden wir nicht weit vom Weg einen Wagenschuppen, der uns Unterschlupf vor dem Schauer gewährt, der so schenll geht, wie er gekommen ist.
Um 14.30 Uhr kommen wir nach Dillenburg.

Dort suchen uns dort noch den Weg zum „Wanderportal“ und beenden unsere Rothaarsteig-Tour am Endstein, der die Gesamtlänge von 154 km anzeigt.

Rothaarsteig – Tag 6

6. Etappe: von der Ginsberger Heide bis Offdilln (35 km)

Nach einem frühen Frühstück laufen wir gegen 8.15 Uhr los – und es regnet nicht! Nicht weit von der Unterkunft ist der Zugang zur Ginsburg, die wir trotz unseres ernstzunehmenden Tagespensum von etwa 35 km nicht links liegen lassen wollen.

Vom Turm bewundern wir die morgendliche Aussicht über die umliegende Waldlandschaft.

Nach etwa 5 km erreichen wir Lützel, von wo es weiter ins Quellgebiet der Eder geht.

Wir folgen dem Lauf des hier noch recht kleinen Flusses einige Kilometer, bis wir nach einer ersten Rast bei einer Kuhweide auf der Kohlenstraße nach Benfe kommen.

Vorbei geht es an den Quellen der Sieg und der Ilm, bis wir mittags bei Lahnhof an der Lahnquelle vorbei kommen, die wir aufgrund der Streckenführung aber nicht zu Gesicht bekommen. So richtig motiviert, sie noch zu suchen, sind wir in Anbetracht des noch zu laufenden Wegs allerdings auch nicht.
Ein befestigter Waldweg führt uns zur Ilsequelle, wo ich meinen Wasservorrat auffülle, und dann sanft bergauf zum höchsten Punkt des Lahn-Dill-Kreises. An der Dillquelle verlassen wir den Rothaarsteig für heute, um über Holzabräumschneisen durch den Wald nach Offdilln zu gelangen, wo wir nach etwa neunstündigem Marsch – inkl. zwei kurzer Pausen – im Mühlenhof unser Quartier erreichen.

Rothaarsteig – Tag 5

5. Etappe: vom Rhein-Weser-Turm zur Ginsberger Heide (18 km)

Ey! Immer noch Regen! Gestern war doch der Regentag! – Nützt ja nichts. Also machen wir uns gegen 10 Uhr im Regen los; die Etappe heute ist ja nicht lang.

Der Weg führt zunächst durch das stark bewaldete Schwarzbachtal, bis wir das Naturschutzgebiet Haberg erreichen. Hier rasten wir in einer Schutzhütte.

Weiter geht es sanft bergauf zum Dreiherrnstein und wieder hinab zur Ferndorfquelle.

Wir sind etwas überrascht, als wir bereits gegen 14 Uhr das Hotel Ginsberger Heide erreichen. Das fühlte sich nach einer sehr kurzen Etappe an. Die morgige wird etwa doppelt so lang sein. Im strömenden Regen ist es einerseits ganz angenehm im trockenen Zimmer sitzen zu können, andererseits ist es auch ein wenig langweilig. Immerhin gibt es hier nach zwei Abenden annähernder Internet-Abstinenz wieder vernünftigen Netzempfang.

Rothaarsteig – Tag 4

4. Etappe: von Schanze zum Rhein-Weser-Turm (23 km)

Wegen des starken Regens entscheiden wir uns dagegen, noch zur Kammvariante des Rothaarsteigs vorzudringen und verzichten damit auf zwei Skulpturen, eine Hängebrücke, den Kyrill-Pfad und das Wisentgehege. Stattdessen laufen wir von Schanze durch den Wald vorbei am Altarstein, wo sich ein kleiner Tümpel staut, und einigen Schutzhütten bis in den Ort Latrop. Von dort geht es weiter bergauf, bis nach etwa 4 km und 260 Höhenmetern die Millionenbank.

Gegen Mittag, bald nachdem wir die Hütte verlassen haben, hört es langsam auf zu regnen und der Weg führt wieder bergab.

Über den Kleinen Heidekopf erreichen wir den Ort Jagdhaus, durch den der Rothaarsteig in einigen unnötigen Schleifen meandert. Dann geht es auf einem Forstweg lange Zeit geradeaus weiter zunächst durch lichten Laubwald und später wieder durch Nadelwald bis zur Sombornquelle.

Von hier – die Hälfte der Wanderung ist damit geschafft – sind es noch knapp 6 km bis zum Rhein-Weser-Turm, unserem heutigen Quartier, das wir gegen 16 Uhr erreichen.

Im Gasthaus schlagen wir uns heute die Bäuche mit Wildgulasch voll.

Rothaarsteig – Tag 3

3. Etappe: von Winterberg bis Schanze (19 km)

Das nächtliche Gewitter fand ich nicht weiter schlimm – weniger begeistert war ich beim Aufwachen, dass es noch immer regnete. Nach dem Frühstück schien wieder die Sonne und wir setzten unseren Weg fort, vorbei an der St.-Georg-Schanze mitten durchs Winterberger Skigebiet, welches das größte Deutschlands nördlich der Alpen ist.

Weiter bergauf geht es wiederum durch Heidelandschaft bis zum Kahlen Asten, der (wie der gestern besuchte Langenberg) von sich beansprucht, der höchste Berg Nordrhein-Westfalens zu sein.

Dort gönnen wir uns angesichts der heutigen recht kurzen Etappe einen Kaffee am Astenturm, obwohl wir erst etwa eine Stunde gelaufen sind.
Durch Wälder und Hochheide geht es weiter, bis es wieder zu regnen beginnt, als wir gerade durch das Dorf Langewiese kommen. Kurzerhand beschließen wir im Gasthof zur Post einzukehren, den Schauer abzuwarten und Mittag zu essen.

Das letzte Drittel des Wegs führt uns an der Rasthütte Hoheleye und dem Albrechtsplatz vorbei bis zum Heidenstock, wo angeblich die letzten Kämpfer Wotans den Römern im Kampf unterlagen.

Hier verzweigt sich der Rothaarsteig und wir folgen der Talvariante, um nach 3,5 km zu unserem heutigen Zielort Schanze zu gelangen, der nach dem Befestigungsgraben der ehemaligen Landwehr dieser Gegend benannt ist.
Ein richtiges Abendbrot gibt es heute nicht, da die Küche der Skihütte, das Lokal am Ort, dessen Bratkartoffeln Lauras Vater besonders empfohlen hat, bereits um 18 schließt. Wir bekommen noch jeder ein Stück Pflaumenkuchen mit Sahne und ergänzen dies später durch Beef Jerky, Studentenfutter und Schokolade.

Rothaarsteig – Tag 2

2. Etappe: von Bruchhausen nach Winterberg (26 km)
Nach einem Frühstück, das sich nahtlos in das gutbürgerliche 80er-Jahre-Flair der Pension einpasst, verlassen wir gegen 9 Uhr Bruchhausen, um zunächst einen längeren Anstieg durch den Wald vorbei am alten Richtplatz zum Langenberg in Angriff zu nehmen, der mit 843 m die höchste Erhebung NRWs darstellt. Unterwegs gibt es reichlich Waldhimbeeren und Blaubeeren, an denen man sich gütlich halten kann.

Ist die Vegetation bisher hauptsächlich von Laub- und Nadelwald geprägt, erreichen wir einige Kilometer später das Naturschutzgebiet Neuer Hagen mit seiner wunderschönen Hochheide.

Es geht weiter bergauf, bis wir uns auf dem Clemensberg ins Gipfelbuch eintragen und die Aussicht genießen.

Nach einer Pause an der Hillekopf-Schutzhütte wandern wir weiter bis zum Ort Küstelberg, wo uns ein heftiger Regenschauer erwischt. Wir stellen uns kurz unter und beschließen dann, dem Outdoorequipment die Chance zu geben, sich zu amortisieren; also Jacken an, Regenhülle über den Rucksack und weiter. Und kurz nachdem wir den Ort verlassen, scheint auch schon wieder die Sonne.
Auf dem weiteren Weg passieren wir die Quelle der Ruhr.

Gegen 17 Uhr kommen wir im Zentrum Winterbergs an, essen noch etwas und kehren dann – etwas verblüfft von den vielen Holländern, die die Stadt übernommen zu haben scheinen – ins Haus Andrea ein, wo wir den Abend in Schwimmbad und Sauna ausklingen lassen.