La Palma – große Caldera-Runde

7. Tag

Am letzten vollen Tag auf La Palma soll es noch einmal eine richtige Wanderung sein – schöne lange Strecke, ordentlich Höhenmeter und Sonne. Wir stellen das Auto unten im Kessel der Caldera ab, verzichten auf den Taxidienst zum eigentlichen Startpunkt der im Reiseführer beschriebenen Tour und legen auf diese Weise gleich zu Beginn ca. 4 Kilometer und 900 Höhenmeter drauf, für die wir zweieinhalb Stunden brauchen.

Von Los Bracitos geht es jetzt angenehm durch Nadelwald bergab. Der Weg ist zwar schmal, immer an die Bergflanke gedrückt, aber man kommt gut voran. Die Sonne blinzelt zwischen den Zweigen hindurch, die Nadeln duften würzig und es ist sehr still, bis irgendwann das Rauschen des Barranco de la Taburiente zu hören ist.

Wir folgen nun grob dem Verlauf des steinigen Flussbetts, überqueren den zu einem Rinnsal geschrumpften Bach hier und da oder laufen an den steilsten Stellen Umgehungen.

Ziemlich erschöpft erreichen wir nach insgesamt etwa siebeneinhalb Stunden wieder den Parkplatz.

Abends essen wir zur Belohnung italienisch in Los Llanos.

La Palma – Roque de los Muchachos

6. Tag

Vor meinem inneren Auge hatte ich schon vor der Ankunft auf La Palma ein Bild der Observatorien am Roque de los Muchachos, dem höchsten Berg der Insel, aus der Vogelperspektive mit den steilen Abhängen bis zum Ozean im Hintergrund. Heute will ich diese Vision in die fotografische Realität umsetzen, wofür mir auch die ziemlich weite Anfahrt gerechtfertigt scheint. Bald schon wird deutlich, dass die Wolken mir einen Strich durch die Rechnung machen könnten, aber wenn die höchste Erhebung nicht aus dem Wolkenmeer herausragt – so denke ich – was denn dann? Frickelige Straßen führen in engen Serpentinen bis zum Gipfel und als wir endlich da sind, ist klar, dass der Wind, der hier die ganze Zeit orkanartig bläst, höchstens mal für einige Sekunden den Nebelwolkenschleier auffetzen wird, um ein wenig Sonne sichtbar zu machen.

Es ist saukalt – so kalt, dass die Feuchtigkeit, die hier mit Karacho über die Kamm gepustet wird, an Büschen und Steinen zu Eiszapfen gefriert.

Das sieht man aber nur, wenn das Grau einmal kurz aufreißt, ansonsten sieht man kaum ein paar Schritte weit. Dem Wanderweg folgen wir ein paar hundert Meter, vielleicht auch mehr, das lässt sich schwer abschätzen. Vereinzelte Gebäude tauchen kurz auf ausgesetzten Bergrändern auf und versinken sofort wieder in den wirbelnden Wolkenmassen. Es ist ohnehin zu kalt, die Kamera längere Zeit in den unbehandschuhten Händen zu halten.

So fahren wir auf östlicher Seite der Caldera wieder bergab bis Santa Cruz und lassen dort den Tag ausklingen. In einer Tapas-Bar gibt es Tintenfisch, Patas mit rotem und grünen Mojo und kleine Bratfische.

La Palma – Schwarzer Strand

5. Tag

Morgens sind wir zu den Nudisten umgezogen. Die Zimmer sind geräumiger, es ist wärmer, der Außensitzbereich sonnenüberflutet – dafür liegen recht zufrieden wirkend, wenige Meter entfernt auf den durch keinerlei Sichtschutz getrennten Nachbarterrassen nackte Menschen auf Liegestühlen. Das ist zunächst gewöhnungsbedürftig. Da möchte man gar nicht raus. Den Kaffee im Angesicht übergewichtiger, unangezogener Mitsechziger zu trinken, bedarf einiger Überwindung.

Wir haben beschlossen, heute nicht zu wandern, sondern das großartige Wetter für einen Strandtag zu nutzen. So fahren wir zum nahegelegenen Playa Nueva, legen uns dort an den schwarzen Sandstrand und lassen uns die Sonne auf den Körper scheinen. Temperatur und Brandung sind fabelhaft und nach einiger Zeit des Wellenspringens fühlt sich die Kombination aus Atemlosigkeit, Körperkälte, Salzgeschmack und Wasser-Sandgemisch in allen Körperöffnungen sehr nach Kindheitsurlaub am Atlantik an.

Wieder zurück bei der Unterkunft ist noch Zeit für einen Sprung in den Pool und Fotografieren im Garten des Anwesens, dann koche ich Nudel und Tomatensoße mit dem besten eingelegten Thunfisch, den man sich vorstellen kann.

Der klare Sternenhimmel ist ähnlich überwältigend wie die Lichtreflexe der Sonne im Wasser am schwarzen Sandstrand.

La Palma – Vulkanwind

4. Tag

Startpunkt der Sonntagswanderung ist Los Canarios bzw. das Besucherzentrum am Fuß des 630 Meter hohen Volcán San Antonio. Am Rand des Vulkans, der laut der Informationstafeln das letzte Mal 1677 ausgebrochen ist, ist es unglaublich windig. In heftigen Böen fetzt der Wind an der Kleidung, lässt Kommunikation nur schreiend zu und nötigt einen dazu, sich auf dem Grat mehr balancierend als gehend fortzubewegen.

Die eigentliche Wanderung führt dann Richtung Meer immer bergab zunächst zum Roque Tenegua, einem auffälligen gelben Felsen mitten im ansonsten schwarzen Lava-Sand. Von hier geht es wieder aufwärts zum Volcán Teneguía.

Während das schwarze Gestein allgegenwärtig ist, finden sich dazwischen immer wieder Felsbrocken vor allem in schwefelgelb und rot. Der Teneguía war zuletzt 1971 aktiv, wovon ein riesiger Krater zeugt. Auch hier ist es so windig, dass wir ein paarmal fast vom Berg gepustet werden.

Durch weite Geröllfelder führt der gut erkennbare Weg wieder hinunter dem Leuchtturm an der Punta de Fuencaliente entgegen. Etwas abseits des Weges – inmitten der schwarzen Lavakieswüste – pausieren wir. Dass es vorher mal kurz geregnet hat, ist da schon wieder vergessen.

Schon von weitem ist schließlich der Faro de Foencaliente mit den benachbarten Salinen zu sehen, von wo wir nach einem Kaffee die Rückfahrt mit dem Bus antreten.

Den Abend verbringen wir im Restaurant Mariposa, das in Laufweite von unserem Apartment liegt. Dort esse ich Kürbis-Bananen-Suppe und exquisit deliziöse geschmorte kanarische Ziege.

La Palma – Kakteen, Kiefern, Knacken (von Mandeln)

Tag 3

Irgendwie ist es gar nicht so leicht, früh loszukommen, wenn man ausschlafen, gemütlich frühstücken und dann eigentlich erst nochmal in der Morgensonne einen leckeren Extrakaffee trinken möchte.

Nach einer knappen Stunde Autofahrt entlang der Westküste durch die Bananenplantagen-Terrassen in den Berghängen erreichen wir Puntagorda, den Startpunkt der heutigen Wanderung.

Vom Straßenrand steigen wir direkt in einen Talkessel ab, an dessen steilen Felsflanken sich Kakteen, Palmen und Kiefern abwechseln. Die verschiedenen Gesteinsschichten malen zerklüftete Muster in die Wände, hier zeigen sich Höhleneingänge in den Abhängen, dort wechselt sich massiver Vulkanstein mit losem Geröll ab. So wandern wir durch Mandelhaine bis Las Tricias, wo ein kleines Restaurant mit sonnigen Aussichtsplätzen, warmem Essen und kaltem Bier lockt.

Der folgende, recht steile Anstieg hinauf zum Gipfel des Tricias mit meteorologischer Messstation und Sendemasten ist nach der Stärkung gleich viel besser zu schaffen.

Auf dem weiteren Weg passieren wir mehrere äußerst pittoreske, teils wohl schon recht alte Häuser, die dort mitten im Wald stehen, unternanderem den Dreieinhalbhäuserort Mataburros.

Und immer wieder der Weg inmitten des Kiefernwaldes, dem man ansieht, dass hier vor ein paar Jahren ein ordentlicher Waldbrand gewütet hat, der die uralten Baumstämme hat schwarz werden lassen und in dessen Folge nun intensiv hellgrüne frische Nadeln neu sprießen.

Der Weg bleibt wunderschön, auch wenn es zwischendurch empfindlich kühl ist und sich die Sonne mit einem letzten goldenen Strahlen hinter den Wolken am Horizont verabschiedet. Im Barranco de Izcagua finden wir ein Tal voller Steinhäuflein.

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wir das Auto.

La Palma – Ruta de los Vulcanes

2. Tag

Heute machen wir unsere erste Wanderung auf La Palma: die Vulkanroute entlang des Bergkamms, der sich vom Zentrum der Insel bis in den Süden nach Los Canarios (Fuencaliente) zieht. Die Sonne scheint durch die Wolken und als wir am Parkplatz des Refugio El Pilar die Rucksäcke aufschnallen, ist das Gefühl ein sommerliches. Von 1440 geht auf etwa 1900 Meter hinauf, durch Kiefernwald, über schwarze Gesteinfelder, entlang gewaltiger bis irgendwie niedlich-kleiner Vulkankessel.

Auf einem Gipfelgrad, der einen unwirklichen Blick auf das Wolkenmeer unter uns bietet, rasten und picknicken wir in der Gesellschaft zweier zutraulicher Raben.

Nach etwa einem Drittel des Weges beschließen wir, die Tour nicht wie geplant südwärts weiterzuführen, sondern stattdessen einen Rundweg zu gehen, der uns nicht nur davor bewahrt, zu weit abzusteigen und somit unweigerlich unter die Wolkengrenze und damit in Kälte und Nässe zu geraten, sondern uns auch zum Auto zurückbringt, was uns die ansonsten unumgängliche lange Taxifahrt zurück nach El Pilar erspart.

So biegen wir am Pico Nambroque ab und wandern auf einer langsam absteigenden Forststraße zurück zum Refugio.

Abends fahren wir nach Puerto Tazacorte, schlendern noch ein wenig am Strand und kehren dann in ein schönes Restaurant ein, wo man direkt an der Strandpromenade sitzen und guten Fisch essen kann.