Rennsteig in 5 Tagen – Tag 1

07.07.2020 Hörschel bis zum Großen Inselsberg

Strecke laut Navi: 37,3 km / 1282 Höhenmeter

Am Startpunkt des Rennsteigs in Hörschel

Mit 10kg Gesamtgewicht (inkl. Essen für etwa 5 Tage) plus 2l Wasser bin ich vom Ultralight-Wandern noch etwas entfernt. Das war mir auf dem Rheinsteig, wo ich mich am Wochenende mit den Jungs warmgelaufen hatte, besser gelungen. Aber da hatte ich neben einer Regenjacke, Wurst und Brot halt auch nichts mit.

Als ich in Hörschel starten will und das Navi anschalte, stelle ich erschreckt fest, dass ich wohl versäumt habe, den Rennsteig-Track auf das Gerät zu laden. Schnell zurück zum Auto, Laptop raus, erledigt. Das ist vermutlich nur das erste Anzeichen für eine chronisch unterpräparierte Tour. Weder habe ich mir Etappenziele gesetzt, noch weiß ich, wo es Unterkünfte, Essen oder auch nur Wasser gibt. Und dass ich die bestellte Trockennahrung zuhause vergessen habe und gestern in Kassel noch schnell neue besorgen musste, wie übrigens auch die Gaskartusche und Ziplock-Beutel für Hafer und Milchpulver, sei nur am Rande erwähnt.

Alter Sitte gemäß stecke ich am Startpunkt einen Kieselstein vom Ufer der Werra in die Tasche, um ihn schließlich in die Saale oder Selbitz zu werfen oder welcher Fluss auch immer am Ende des 170km langen Rennsteigs fließt.

Praktisch: Werra-Kieselsteine für den Wanderer

Es ist sonnig warm mit vereinzelten Wolken, der Weg ist bestens ausgeschildert, weswegen ich mich vermutlich auch ohne Navi nicht verlaufen hätte, und ich lege einen ordentlichen Start hin, sodass ich 3 Stunden und 15km später bei der Hohen Sonne eine Thüringer Bratwurst zum Mittagessen bestelle.

Thüringer Bratwurst

Mal sehen, ob ich es nicht schaffe, jeden Tag so eine Bratwurst aufzutreiben. Das wäre doch ein schönes Ritual, fantasiere ich so vor mich hin, während ich weiterlaufe. Wenig später deutet mir ein Wegweiser einen Pfad zur Rennsteig-Grotte und weil diese nicht weit abseits des Hauptweges liegt, schaue ich mir den überhängenden Felsen an und mache auf der Bank dort einen kleinen Mittagsschlaf.

Rennsteig-Grotte

Ein Wandererpärchen überhole ich Dank dieser Pausen heute gleich dreimal. An einem Fähnlein Pfadfinder laufe ich auch vorbei. Die Armen sind mit grotesk überdimensionierten Rucksäcken wirklich schwer bepackt; sogar zwei Gitarren kann ich unter den imposanten Schnürgebirgen aufgetürmter Ausrüstung auf ihren Rücken ausmachen.Als mir zwei junge Kerle entgegen kommen, beide mit fröhlichen Gesichtern, Karohemden und selbstgeschnittenen Wanderstöcken ausgestattet, entbieten sie doch tatsächlich den traditionellen Gruß des Rennsteigs, den ich in den nächsten Tagen noch einige Mal zu hören bekommen werde: „Gut Runst“. Fehlt egentlich nur, dass die noch anfangen, das Rennsteiglied zu singen.

Die erste Tour mit Trekking-Stöcken

Ab Ascherbrück, dem Ende der ersten von 8 empfohlenen Rennsteig-Etappen, treffe ich nur noch sehr vereinzelt auf Menschen – meistens Mountainbiker. Im Laufe des Tages hat sicher der Große Inselsberg für mich als sinnvoller Tageszielpunkt herauskristallisiert.

Station am Großen Inselsberg

Im Licht der Abendsonne schaue ich mich auf dem Gipfel um.

Anschließend suche ich mir auf dem Weg bergab einen Zeltplatz im Wald. Nach dem Essen – es ist gerade 20 Uhr – lege ich mich ziemlich erschöpft hin und schlafe sofort ein.

Ruhiger Zeltplatz im Wald

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