09.07.2020 Suhler Ausspanne – Masserberg
Strecke laut Navi: 36,7 km / 779 Höhenmeter
Als ich aufwache, höre ich bereits den unaufhörlich feinen Nieselregen, der – wie mir in den zahlreichen, der Kälte geschuldeten, schlaflosen Momenten dieser Nacht nicht entgangen war – höchstens mal kurz pausiert hatte. Sowieso ist alles so neblig-feucht, dass der Regen kaum einen Unterschied macht, höchstens moralisch. Und so koche ich mir einen Tee, packe mein Zeug und mache mich auf den Weg, bewehrt mit dem Schirm, der hier wirklich gute Dienste leistet, genau wie die wasserdichten Socken übrigens (um Amazon Affiliate Links muss ich mich demnächst mal kümmern – obwohl nee, support your local dealer! und so …).
Ein paar Schritte weiter steht der Aussichtsturm am Großen Beerberg, der mit 937 Metern höchsten Erhebung Thüringens: Null Aussicht, aber überdacht und mit Wi-Fi-Empfang. An der nächsten Schutzhütte treffe ich den Wanderer von gestern. Er ist gerade beim Frühstücken, aber ich bin noch nicht hungrig und laufe noch bis zur Hütte Alte Tränke, wo ich an einer Quelle meine erschöpften Wasservorräte auffülle. Hier treffe ich drei junge Herren mit zwei Gitarren und mehreren leeren Weinflaschen, die hier genächtigt haben und gerade am Packen sind.
Weiter führt der Weg vorbei am Bahnhof Rennsteig, von wo ein Zug nach Ilmenau fährt, und bald erreiche ich die Halbwegesmarke des Rennsteigs: Bergfest, 3. Tag 11:55 Uhr – Ich liege genau in der Zeit, habe ich doch inzwischen beschlossen, den Weg in 5 Etappen von ca. 35-40 km pro Tag zu laufen.
Während ich irgendwo im Wald mein Mittagssüppchen koche und feststelle, dass die wasserdichten Socken nach eineinhalb Tagen in komplett nassen Schuhen langsam an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit kommen, wird es merklich heller. Von Sonne noch keine Spur, aber das bisherige grimmige Dunkelgrau des Himmels weicht einer etwas freundlicheren Schattierung des Monochrombereichs. Und schließlich – ich bin bereits den größten Teil der Strecke bis Neustadt am Rennsteig gewandert – reißt der Himmel auf und die Sonne scheint wieder.
Ich möchte es trotz der deutlich verbesserten Wettersituation nicht drauf ankommen lassen, noch länger als unbedingt nötig mit nassen Füßen wandern zu müssen, weshalb ich in Neustadt die Touristeninformation bemühe und mir ein Zimmer buche, um Zelt und Schuhe über Nacht trocknen zu lassen. Bis zur Pension „Zum Hirsch“ in Friedrichshöhe werde ich zwar heute nicht mehr kommen, aber die Aussicht auf eine Dusche, ein warmes Bett und ein trockenes Zimmer motivieren mich für den Rest des Weges. Als ich gegen Nachmittag den Kurort Masserberg mit seinen Hotels, dem Kurpark und dem futuristisch anmutenden Glasbau eine Reha-Klinik erreiche, ist die Entschidung, dort zu bleiben, schnell gefällt und mit 35 km habe ich mein Soll auch erfüllt. Rund 70 km bis Blankenstein werde ich bei besser vorausgesagtem Wetter in zwei Tagen gut schaffen.