London: Portraits, Pub und Theater

Ich mag, dass es mir leicht fällt, mich im Labyrinth der Ubahngänge zu orientieren, weil alles so klar ausgeschildert ist, und dass die Bahn immer direkt kommt, wenn man am Gleis ist.

In der National Portrait Gallery steht man plötzlich vor den originalen Fotos und Gemälden aller möglicher Autoren, Wissenschaftler und Künstler, die man reproduziert schon hundertmal gesehen hat und die dem inneren Bild, das man von diesen Menschen hat, zugrunde liegen. James Joyce, Virginia Woolf, Charles Darwin, die Brontë-Schwestern usw.

In einem Pub sitzt ein römischer Legionär, der sich bei Suppe und Tee von den Strapazen des Osterfestspiels auf dem Trafalgar Square aufwärmt, das im strömenden Regen den Leidensweg Jesu rund um die große Nelson-Säule nachstellt.

Abends wird im Sam Wannamaker Playhouse, das im Gebäudetrakt des Globe integriert ist, The little Matchgirl gegeben. Das ist lustig, traurig, anrührend und insgesamt stimmungsvoll umrahmt vom Ambiente des frühneuzeitlichen Theaters, auch wenn wir nur Stehplätze hinten rechts auf der oberen Galerie haben.

London: Buckingham Palace, Tower, Big Ben, London Eye und rote Busse

Ich hatte mir vorgenommen, während des Sabbatjahres mal übers Wochenende nach London zu fliegen. Da das bisher irgendwie nicht passiert ist, tue ich’s lieber heute, bevor die schöne Zeit plötzlich rum ist.

Auf dem Hinflug stelle ich mir vor, wie aufregend es sein muss, durch eine Wolke durch zu fallen oder (möglicherweise etwas weniger einmalig) mit einem Gleitschirm zu durchfliegen oder etwas Ähnliches. Ob man dabei nass wird? Ob es einen durchschüttelt?

Schöne Dinge, die ich gesehen habe:

  1. Windparks im Kanal: lauter kleine weiße Windräder im blauen Wasser
  2. Über den Wolken mehrfach einen kreisrunden Regenbogen (aber eben keinen Bogen, sondern eine Anordnung farbiger konzentrischer Kreise, in deren Mitte sich der Schatten des Flugzeugs auf den Wolken abzeichnet)
  3. in der National Gallery unverhofft mein Lieblingsbild von Turner.

Andere Dinge, die mich froh machen:

  1. der Mann vom Vallance House, der sich für den mangelnden Luxus der Unterkunft entschuldigt und lachend meint, fünf Tage seien ja auch ganz schön lang, die meisten Leute würden sich für diese Zeit etwas mit mehr Komfort suchen. Dann fügt er hinzu, dass es dafür ja relativ günstig sei in Anbetracht der zentralen Lage.
  2. das erste Pint Cider im Pub
  3. die vertrauten Namen der Tube-Linien und Stationen

Um ein paar obligatorische Touristenhighlights kommt man nicht rum, wenn sie auf dem Weg liegen. Und für Fine und Mieke, die das ja noch nicht kennen, will ich wenigstens Fotos machen, wenn sie schon nicht dabei sind.

Zeitplanung

Tag / Etappenziel

Berwickshire Coastal Path (48 km)
23.04. Berwick-upon-Tweed
24.04. Eyemouth 19 km
25.04. Dowlaw 17 km
26.04. Cocksburnpath 12 km
John Muir Way (185 km)
27.04. Dunbar 16,5 km
28.04. North Berwick 23 km
29.04. Prestonspans 25 km
30.04. Edinburgh 16 km
01.05. rest day
02.05. South Queensferry 25 km
03.05. Linlithgow 23 km
04.05. Bonnybridge  22 km
05.05. Kirkintilloch  21,5 km
06.05. Strathblane 13 km
West Highland Way (152 km)
07.05. Drymen  14 km
08.05. Rowardennan  22,5 km
09.05. Inverarnan  22,5 km
10.05. Crianlarich  11,5 km
11.05. Bridge of Orchy  22,5 km
12.05. Kingshouse  21 km
13.05. Lairigmor  21 km
14.05. Fort William  17 km
15.05. rest day
Great Glen Way  (123 km)
16.05. Gairlochy  17 km
17.05. Laggan Locks  19 km
18.05. Fort Augustus  21 km
19.05. Invermoriston  12 km
20.05. Drumnadrochit  23,5 km
21.05. Inverness  30,5 km
22.05. rest day
John o‘ Groats Trail  (236,5 km)
23.05. Culbokie  23,5 km
24.05. Alness  15 km
25.05. Tain  24 km
26.05. Dornoch  14 km
27.05. Golspie  22 km
28.05. Brora  10 km
29.05. Helmsdale  20,5 km
30.05. Berriedale  14,5 km
31.05. Dunbeath  10,5 km
01.06. Lybster  14,5 km
02.06. Whaligoe  12 km
03.06. Wick  17,5 km
04.06. Keiss  17 km
05.06. John o‘ Groats  21,5 km
ca. 750 km
return journey
07.06. flight home

 

La Palma – große Caldera-Runde

7. Tag

Am letzten vollen Tag auf La Palma soll es noch einmal eine richtige Wanderung sein – schöne lange Strecke, ordentlich Höhenmeter und Sonne. Wir stellen das Auto unten im Kessel der Caldera ab, verzichten auf den Taxidienst zum eigentlichen Startpunkt der im Reiseführer beschriebenen Tour und legen auf diese Weise gleich zu Beginn ca. 4 Kilometer und 900 Höhenmeter drauf, für die wir zweieinhalb Stunden brauchen.

Von Los Bracitos geht es jetzt angenehm durch Nadelwald bergab. Der Weg ist zwar schmal, immer an die Bergflanke gedrückt, aber man kommt gut voran. Die Sonne blinzelt zwischen den Zweigen hindurch, die Nadeln duften würzig und es ist sehr still, bis irgendwann das Rauschen des Barranco de la Taburiente zu hören ist.

Wir folgen nun grob dem Verlauf des steinigen Flussbetts, überqueren den zu einem Rinnsal geschrumpften Bach hier und da oder laufen an den steilsten Stellen Umgehungen.

Ziemlich erschöpft erreichen wir nach insgesamt etwa siebeneinhalb Stunden wieder den Parkplatz.

Abends essen wir zur Belohnung italienisch in Los Llanos.

La Palma – Roque de los Muchachos

6. Tag

Vor meinem inneren Auge hatte ich schon vor der Ankunft auf La Palma ein Bild der Observatorien am Roque de los Muchachos, dem höchsten Berg der Insel, aus der Vogelperspektive mit den steilen Abhängen bis zum Ozean im Hintergrund. Heute will ich diese Vision in die fotografische Realität umsetzen, wofür mir auch die ziemlich weite Anfahrt gerechtfertigt scheint. Bald schon wird deutlich, dass die Wolken mir einen Strich durch die Rechnung machen könnten, aber wenn die höchste Erhebung nicht aus dem Wolkenmeer herausragt – so denke ich – was denn dann? Frickelige Straßen führen in engen Serpentinen bis zum Gipfel und als wir endlich da sind, ist klar, dass der Wind, der hier die ganze Zeit orkanartig bläst, höchstens mal für einige Sekunden den Nebelwolkenschleier auffetzen wird, um ein wenig Sonne sichtbar zu machen.

Es ist saukalt – so kalt, dass die Feuchtigkeit, die hier mit Karacho über die Kamm gepustet wird, an Büschen und Steinen zu Eiszapfen gefriert.

Das sieht man aber nur, wenn das Grau einmal kurz aufreißt, ansonsten sieht man kaum ein paar Schritte weit. Dem Wanderweg folgen wir ein paar hundert Meter, vielleicht auch mehr, das lässt sich schwer abschätzen. Vereinzelte Gebäude tauchen kurz auf ausgesetzten Bergrändern auf und versinken sofort wieder in den wirbelnden Wolkenmassen. Es ist ohnehin zu kalt, die Kamera längere Zeit in den unbehandschuhten Händen zu halten.

So fahren wir auf östlicher Seite der Caldera wieder bergab bis Santa Cruz und lassen dort den Tag ausklingen. In einer Tapas-Bar gibt es Tintenfisch, Patas mit rotem und grünen Mojo und kleine Bratfische.